Mittwoch, 17. Dezember 2025

Krebs ohne Zerstörung stoppen: KI erkennt den Ruhemodus von Tumorzellen

Statt Krebszellen zu töten, macht KI sichtbar, wann sie in einen dauerhaften Ruhezustand übergehen. Ein neuer Ansatz der Krebsforschung.

Krebs zu bekämpfen, heißt bisher meist: Zellen vernichten. Chemotherapien und Bestrahlungen greifen Tumoren direkt an – oft mit schweren Nebenwirkungen. Doch Forscher gehen nun einen anderen Weg. Statt Krebszellen zu zerstören, wollen sie sie „altern“ lassen. Denn wenn Zellen altern, teilen sie sich nicht mehr. Ein Team der Queen Mary University of London hat dafür ein neues KI-System entwickelt, das genau diesen Prozess sichtbar macht – und dabei einen Wirkstoff entdeckt, der Tumoren in Schach hält, ohne sie zu töten.

Das Verfahren könnte die Art, wie wir Krebs behandeln, verändern. Die Idee dahinter: Der natürliche Alterungsprozess von Zellen – die sogenannte Seneszenz – kann gezielt genutzt werden, um Tumorwachstum zu stoppen. Die Künstliche Intelligenz erkennt winzige Veränderungen im Zellbild, die Menschen selbst unter dem Mikroskop nicht wahrnehmen können. Damit wird sichtbar, wann eine Krebszelle tatsächlich altert und in den Ruhezustand übergeht.

Wie eine KI erkennt, wann Zellen wirklich alt werden

Das Forschungsteam um Ryan Wallis und Cleo Bishop hat das System „SAMP-Score“ entwickelt. Es basiert auf maschinellem Lernen und analysiert Tausende hochauflösende Zellbilder. Jede Zelle besitzt dabei eine eigene „morphologische Handschrift“ – Form, Struktur und Oberfläche verraten, ob sie gesund, gestresst oder gealtert ist.

Die KI lernte, diese winzigen Unterschiede zu erkennen. Anhand der Daten konnte sie zuverlässig unterscheiden, ob eine Zelle in den Alterungsmodus übergegangen ist oder nur auf Stress reagiert. So lässt sich erstmals exakt bestimmen, ob ein Wirkstoff die Seneszenz wirklich auslöst. „Unser Modell kann unterscheiden, ob Zellen tatsächlich altern – oder einfach beschädigt wurden,“ so die Forscher.

 


Neuer Ansatz in der Krebsforschung

Mit der Methode testeten die Wissenschaftler rund 10.000 verschiedene Substanzen. Dabei stießen sie auf eine Verbindung namens QM5928. Diese Substanz stoppte das Wachstum von Tumorzellen, ohne sie zu zerstören – ein ungewöhnlicher Effekt. Besonders bemerkenswert: Der Wirkstoff wirkte auch bei basal-ähnlichem Brustkrebs, einer aggressiven Form, die häufig resistent gegen gängige Medikamente wie Palbociclib ist.

 

Quelle: fr.de

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