Statt Krebszellen zu töten, macht KI sichtbar, wann sie in einen dauerhaften Ruhezustand übergehen. Ein neuer Ansatz der Krebsforschung.
Krebs zu bekämpfen, heißt bisher meist: Zellen vernichten.
Chemotherapien und Bestrahlungen greifen Tumoren direkt an – oft mit schweren
Nebenwirkungen. Doch Forscher gehen nun einen anderen Weg. Statt Krebszellen zu
zerstören, wollen sie sie „altern“ lassen. Denn wenn Zellen altern, teilen sie
sich nicht mehr. Ein Team der Queen Mary University of London hat dafür ein
neues KI-System entwickelt, das genau diesen
Prozess sichtbar macht – und dabei einen Wirkstoff entdeckt, der Tumoren in
Schach hält, ohne sie zu töten.
Das Verfahren könnte
die Art, wie wir Krebs behandeln, verändern. Die Idee dahinter: Der
natürliche Alterungsprozess von Zellen – die sogenannte Seneszenz – kann
gezielt genutzt werden, um Tumorwachstum zu stoppen. Die Künstliche Intelligenz
erkennt winzige Veränderungen im Zellbild, die Menschen selbst unter dem
Mikroskop nicht wahrnehmen können. Damit wird sichtbar, wann eine Krebszelle
tatsächlich altert und in den Ruhezustand übergeht.
Wie eine KI erkennt, wann Zellen wirklich alt werden
Das Forschungsteam um Ryan Wallis und Cleo
Bishop hat das System „SAMP-Score“ entwickelt. Es basiert auf maschinellem
Lernen und analysiert Tausende hochauflösende Zellbilder. Jede Zelle besitzt
dabei eine eigene „morphologische Handschrift“ – Form, Struktur und Oberfläche
verraten, ob sie gesund, gestresst oder gealtert ist.
Die KI lernte, diese winzigen Unterschiede zu erkennen.
Anhand der Daten konnte sie zuverlässig unterscheiden, ob eine Zelle in den
Alterungsmodus übergegangen ist oder nur auf Stress reagiert. So lässt sich
erstmals exakt bestimmen, ob ein Wirkstoff die Seneszenz wirklich auslöst.
„Unser Modell kann unterscheiden, ob Zellen tatsächlich altern – oder einfach
beschädigt wurden,“ so die Forscher.
Neuer Ansatz in der Krebsforschung
Mit der Methode testeten die Wissenschaftler rund 10.000
verschiedene Substanzen. Dabei stießen sie auf eine Verbindung namens QM5928.
Diese Substanz stoppte das Wachstum von Tumorzellen, ohne sie zu zerstören –
ein ungewöhnlicher Effekt. Besonders bemerkenswert: Der Wirkstoff wirkte auch
bei basal-ähnlichem Brustkrebs, einer aggressiven Form, die häufig resistent
gegen gängige Medikamente wie Palbociclib ist.
Quelle: fr.de
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