Source: Deutscher Ärzteverlag GmbH, R.D.Ä. (2024) Krankenstand Verantwortlich für rezession
Düsseldorf – Der hohe Krankenstand im vergangenen Jahr hat maßgeblich zur schwachen Entwicklung der deutschen Wirtschaft beigetragen. Krankheitsbedingte Ausfälle von Arbeitnehmern hätten einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 26 Milliarden Euro verursacht, erklärte der Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Dies habe die Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozentpunkte gedrückt.
Das bedeutet, dass die deutsche Wirtschaft andernfalls nicht in die Rezession gerutscht wäre. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt 2023 um 0,3 Prozent – „ohne die Ausfälle wäre das Bruttoinlandsprodukt leicht um 0,5 Prozent gewachsen“, erklärte der VFA.
Die deutsche Wirtschaft schwächele ohnehin im Vergleich zu den anderen Industrienationen, erklärte der Verband. „Bereits seit geraumer Zeit ist der Krankenstand so hoch, dass krankheitsbedingte Ausfälle nicht mehr ohne Weiteres mit den üblichen Mitteln wie Überstunden und Umstrukturierungen aufgefangen werden können.“
Die mitgliederstärkste Krankenkasse, die Techniker (TK), meldete heute einen neuen Höchststand beim Krankenstand für das Jahr 2023. „Jede bei der TK versicherte Erwerbsperson (war) 2023 im Schnitt 19,4 Tage krankgeschrieben“, erklärte die Kasse. 19,0 Fehltage im Jahr 2022 waren demnach der bisherige Höchstwert seit Beginn Auswertungen im Jahr 2000. 2019 lag der Schnitt noch bei 15,4 Tagen.
„Hauptgrund für die hohen Fehlzeiten sind wie im Vorjahr Krankschreibungen aufgrund von Erkältungskrankheiten wie grippale Infekte, Bronchitis oder Grippe“, erklärte TK-Chef Jens Baas. „Sie machen mehr als ein Viertel der Fehltage aus.“
Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) vermutet außerdem einen Dominoeffekt: „Häufige und lange Arbeitsausfälle bedeuten für die verbliebenen gesunden Kollegen und Kolleginnen eine starke Zusatzbelastung, wenn sie die liegen gebliebene Arbeit auffangen müssen“, erklärte die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick.
Der Verband geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch wegen ihres großen Industriesektors von dem hohen Krankheitsstand besonders hart getroffen war. Die Experten gehen von potenziellen Einbußen der Industrie von bis zu zehn Milliarden Euro aus. „Dies entspricht rund Prozent der gesamten Wertschöpfung des industriellen Sektors“.
Source: Centers for Disease Control and Prevention